Stadt prüft Standorte für zusätzliche Schulen

29.08.2011

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Schule an der Uhlandstraße
 

Leipziger Bürger mischen sich ein: Sie schlagen in einer Petition an den Stadtrat vor, das ehemalige Richard-Wagner-Gymnasium in Anger-Crottendorf wieder in Betrieb zu nehmen. Das Gebäude steht seit seiner Schließung im Jahre 2001 leer.

In Leipzig wird derzeit der Entwurf des Schulentwicklungsplanes diskutiert. Hintergrund: Es wurden deutlich mehr Kinder geboren als erwartet. Innerhalb der nächsten neun Jahre werden daher 4000 neue Plätze gebraucht, Prognosen gehen von bis zu fünf Gymnasien, drei Mittelschulen sowie einer Reihe Grundschulen aus.

"Das einst schöne Schulgebäude, das ruhig liegt, zwei Pausenhöfe, eine Sporthalle und Sportplätze sowie einen intakten Ökogarten in der Nähe hat, verfällt immer mehr", bedauert Mike Demmig, der selbst das Richard-Wagner-Gymnasium (Riwa) in der Karl-Vogel-Straße/Ecke Roßbachstraße besucht hat. Die Bildungsstätte wurde nach kontroverser Debatte 2001 geschlossen. Danach wollte eine Schulgesellschaft aus Annaberg-Buchholz das Haus kaufen und dort eine Grundschule sowie ein Gymnasium etablieren. Doch diese Pläne scheiterten. Mittlerweile braucht die Stadt aber neue Bildungsstätten.

"Da liegt es doch nahe, die Riwa wieder in Betrieb zu nehmen. Das würde auch gut zum 200. Geburtstag von Richard Wagner passen, der 2013 in Leipzig gefeiert wird und weltweite Beachtung finden soll", betont Demmig. Der 28-Jährige Leipziger hat deshalb eine Sammel-Petition initiiert, die mittlerweile 23 Bürger unterschrieben haben. Auch die Leipziger Richard-Wagner-Verbände wurden um Unterstützung für die Idee gebeten. Reaktionen stehen aber noch aus.

"Wir schlagen vor, das Gebäude zu sanieren und bis zum Richard-Wagner-Jubiläumsjahr 2013 den regulären Schulbetrieb wieder aufzunehmen. Damit könnte außerdem ein musisch/sprachliches Profil in der Region etabliert werden", so Demmig.

Schulbürgermeister Thomas Fabian (SPD) findet es gut, dass Leipziger sich in die Diskussion um den neuen Schulentwicklungsplan einbringen. Zum konkreten Vorschlag will er sich aber noch nicht äußern, da die Verwaltung sich im Stadium "erster Überlegungen" befinde. "Wir sind dabei, geeignete Standorte für neu einzurichtende Schulen zu prüfen. Das können sowohl vorhandene Gebäude als auch Neubauten sein", erläutert Fabian. Dabei müsse man natürlich auf die jeweilige Investitionssumme achten.

Laut Entwurf der Schulentwicklungsplanung, der der LVZ vorliegt, sollen nach 2015 Gymnasien im Areal zwischen Hauptbahnhof und Chausseehaus, im Übergangsbereich Zentrum-Ost und Neustadt-Neuschönefeld, im Leipziger Süden sowie bereits ab 2014/15 westlich vom Zentrum eröffnet werden. Das ehemalige Mommsen-Gymnasium in der Bornaischen Straße hat seine Arbeit vor wenigen Tagen als Außenstelle der Neuen Nikolaischule aufgenommen (die LVZ berichtete).

Nach LVZ-Informationen hat die Verwaltung das Riwa-Gebäude ebenfalls im Blick. Perspektivisch, so die Idee, könnte das Haus für die Käthe-Kollwitz-Sprachheilschule, die derzeit in der Uhlandstraße eine Außenstelle betreibt, reaktiviert werden. In der Uhlandstraße 28 war bis 2005 das ebenfalls geschlossene Uhland-Gymnasium beheimatet. Mathias Orbeck



Bürger-Idee ist eine Überlegung wert
Als Schulträger ist die Stadt verpflichtet, die notwendige Bildungsinfrastruktur vorzuhalten. Doch vier zusätzliche Gymnasien, drei Mittelschulen sowie etliche Grundschulen entstehen nicht von allein. Es wird eine gewaltige, vor allem teure Herausforderung. Natürlich: Gebäude können gegebenenfalls auch angemietet werden. Deshalb hat der Stadtrat, trotz vieler Vorbehalte, gerade beschlossen, private Partner einzubeziehen - als Pilotprojekt für drei Schulen.

Um unkonventionelle Wege wird der Stadtrat nicht umhinkommen. Der Investitionsstau von 570 Millionen Euro im Schulbereich ist derart riesig, dass einem angst und bange werden kann. Auch Leipziger machen sich längst Gedanken, wie die Schullandschaft entwickelt werden kann. So ist auch die Initiative der Leipziger zu sehen, die sich mit einer Petition für das Comeback des Richard-Wagner-Gymnasiums stark machen. Ob die Sanierung für die klamme Stadt so rasch bezahlbar ist, wird sich zeigen.
Die Idee sollte aber ernsthaft geprüft werden. Die Schulentwicklung, für die Leipzig künftig zu Lasten anderer Bereiche viel Geld ausgibt, muss demokratisch diskutiert werden - daran wird sich die Verwaltung messen lassen müssen.
Mathias Orbeck

Leipziger Volkszeitung, 26. August 2011


Nachricht vom 29.08.2011
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