Dubraus Verkehrsphilosophie: Mobilität für alle

04.11.2014

Bildinhalt: Dubraus Verkehrsphilosophie: Mobilität für alle | Dorothee Dubrau / Foto: André Kempner
Dorothee Dubrau / Foto: André Kempner
 

Baubürgermeisterin legt Stadtentwicklungsplan Verkehr und öffentlicher Raum vor

Von Mathias Orbeck

Die Baubürgermeisterin steigt aufs Elektrofahrrad, geht zu Fuß, nutzt den öffentlichen Nahverkehr, hat sich nach ihrem Umzug aus Berlin erst gar kein Auto gekauft und leiht sich bei Bedarf eins aus. Damit könnte Dorothee Dubrau (parteilos) durchaus Vorbild für einen Lebensstil sein, der sich wohl in den nächsten Jahren immer mehr durchsetzen wird. Jedenfalls, wenn sich immer mehr Leute an die anspruchsvollen Ziele halten, die der neue Stadtentwicklungsplan Verkehr und öffentlicher Raum (Step) formuliert.

Der Entwurf, der seit 2012 in einem Gremien- und Bürgerbeteiligungsverfahren diskutiert und der von einem Bürgerwettbewerb "Ideen für den Stadtverkehr" begleitet wurde, ist jetzt fertig. Darin ist das Ziel formuliert, den motorisierten Individualverkehr auf ein stadtverträgliches Maß zu reduzieren. So soll bis 2025 der Anteil der Wege, die zu Fuß zurückgelegt werden, auf 30 Prozent (2008: 27,3 Prozent) steigen, die für Radfahrer auf 20 Prozent (2008: 14,4 Prozent), der für Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel auf 25 Prozent (2008: 18,8 Prozent).

"Wir wollen das Auto keineswegs verdammen. Es geht vielmehr darum, es auf kurzen Strecken verantwortungsvoll zu nutzen", betont Dubrau. Davon profitiere auch der Wirtschaftsverkehr, der weniger im Stau stecken bleibt und bessere Möglichkeiten zum Parken und Liefern bekomme. So sollen neben dem öffentlichen Nahverkehr umweltfreundliche Alternativen gefördert werden - etwa durch verkehrslenkende Maßnahmen, Geschwindigkeitsbeschränkungen, Prioritäten bei der Schaltung von Lichtsignalanlagen sowie ein ziel- gerichtetes Parkraum-Manage- ment. Letzteres bedeutet: Kostenfreie Stellflächen - mit Ausnahme von Behindertenplätzen - werden immer knapper.

Der Step gibt dabei die Richtung vor - etwa den weiteren Ausbau von Stadtbahntrassen. Nach laufenden Baumaßnahmen wie in einem Teil der Karl-Liebknecht-Straße sowie in der Lützner Straße sind weitere geplant. Als Beispiele werden die Arthur-Hoffmann-Straße, die Könneritzstraße zwischen Oeserstraße und Holbeinstraße sowie die Georg-Schwarz-Straße zwischen Hans-Driesch-Straße und Philipp-Reis-Straße genannt. Mit konkreten Projekten untersetzt ist das bislang aber nicht. Zum attraktiven Nahverkehr gehört auch dessen künftige Finanzierung. Darüber müsse im Rat diskutiert werden, sagt Dubrau. Job-Ticket, eine Nahverkehrsabgabe statt Stellplatzablöse, aber auch das Bürgerticket seien Optionen.

Viel Wert legt das Strategiepapier auf die Barrierefreiheit von Fußwegen und die vorrangige Führung des Radverkehrs auf Radfahr- oder Schutzstreifen. Aber auch für die multimodale Mobilität - also die Nutzung verschiedener Verkehrsmittel wie Leihräder, Pedelecs und E-Bikes, Carsharing, S-Bahnen, Straßenbahnen und Busse - soll geworben werden. Weiterhin sollen Themen wie Park&Ride, Bike&Ride, der Aufbau von Mobilitätsstationen und das Mobilitätsmanagement zusammengeführt werden. "Mobilität für alle" steht dabei über der überarbeiteten Verkehrsphilosophie.

Text von Mathias Orbeck.

Leipziger Volkszeitung, vom 30. 10. 2014.


Nachricht vom 04.11.2014
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