Bildhauerin Helena Garcia richtet in der Georg-Schwarz-Straße ihr Atelier ein

22.08.2011

Bildinhalt: Bildhauerin Helena Garcia richtet in der Georg-Schwarz-Straße ihr Atelier ein  | Foto: André Kempner
Foto: André Kempner
 

"Für mich hat die Stadt eine große Persönlichkeit"

Bildhauerin Helena Garcia richtet in der Georg-Schwarz-Straße ihr Atelier ein

Die Georg-Schwarz-Straße 70 ist für die Bildhauerin Helena Garcia aus Ecuador das neue Zuhause - ein Ladenlokal, das seit zwei Jahren leer stand.
Irgendwie herrscht Ordnung in diesem Chaos. Der Bauschutt wurde gerade abgeholt, es ist alles an seinem Ort und doch ist es eine riesige Baustelle. "Aber jetzt bin ich glücklich", lacht Helena Garcia. Endlich. Denn seit Anfang Juli hat die Bildhauerin aus Ecuador ein neues Zuhause - in der Georg-Schwarz-Straße 70.
In das ehemalige Ladenlokal, das seit Jahren leer steht, soll neues Leben ziehen. In der strukturschwachen Gegend, an der Grenze zwischen Lindenau und Leutzsch, möchte Helena Garcia mit Kunst begeistern. "Die Leute finden etwas Neues hier", sagt die 43-Jährige. Das ist ihr Reiz. Das Ecklokal mit den großen Fenstern sei der optimale Platz für ihr Atelier. "Ich möchte Berührungspunkte schaffen, die Leute auf der Straße neugierig machen. Sie können zusehen, was hier passiert. Es ist einfach toll", sagt Garcia, die im September ihre Künstler-Stube eröffnen will. Sie blüht vor Ehrgeiz und Elan. "Meine Idee ist es, dass Künstler aus verschiedenen Ländern hierher kommen und arbeiten - direkt in der Mitte des Raumes." Seit mehr als 20 Jahren ist Helena Garcia Bildhauerin, international aktiv. Sie liebt das Abstrakte und das Lebendige, bringt Figuren in Formen. Jeder ihrer Stile - ob abstrakt oder figürlich - hat seine eigene Sprache, meint sie. Jedes fertige Objekt erzählt seine eigene Geschichte. In Ecuador hat sie sich bereits als Schülerin künstlerisch spezialisiert, später besuchte sie eine Kunstakademie. "In Europa habe ich viele Möglichkeiten, die ich in Ecuador nicht habe. Speziell die Werkzeuge hier, das Material, das ist alles ganz anders", sagt Garcia und ihr Mann Heiko Müller ergänzt: "Jeder Besuch in Werkzeuggeschäften ist eine Gefahr für das Konto."
In Leipzig findet sie den Platz, den Freiraum, den sie zum Arbeiten braucht. "Die Stimmung hier ist eine ganz andere. Leipzig ist Leipzig. Für mich hat die Stadt eine große Persönlichkeit", sagt Garcia, die von Ecuador über Darmstadt in die Messestadt kam. Jeder Künstler wisse genau wo er zu Hause ist, sagt Garcia. Der richtige Ort entwickle sich aus seinem Inneren. "In Darmstadt hatte ich alles, ein Atelier, Arbeit. Ich habe es aufgegeben und bin ohne alles hergekommen." Dies war kein leichter Schritt, aber eine Herausforderung. "Für einen Künstler ist das Atelier das Zentrum der Welt. Wenn das fehlt, ist eigentlich alles verloren", verdeutlicht Helena Garcia. Heute plant sie - ihr neues Reich, ihr neues Atelier. "Es soll alles dynamisch werden, lebendig. An dieser Stelle soll ein großer Tisch stehen, dort in der Ecke könnte man ausstellen. Und es kommt noch ein Kohleofen rein." Man spürt ihre Energie, ihren Drang nach Veränderung, die Liebe zu ihrer Arbeit. Schließlich geht nun für Helena Garcia ein Traum in Erfüllung. 2006 war sie mit ihrem Mann das erste Mal in Leipzig. Schnell sei für sie klar gewesen, dass es ihre Stadt ist. "Kunst und Kultur gehört in Leipzig zum täglichen Leben. Hier hat man das Gefühl, es ist noch alles etwas unverbraucht", sagt sie und ihr Mann Heiko Müller ergänzt: "Ich habe bereits 2002 hier gelebt und wusste, dass ich irgendwann zurückkehre." Irgendwann ist jetzt. Jetzt sind sie angekommen - in der Georg-Schwarz- Straße 70.
Linda Dietze

Leipziger Volkszeitung, 22. August 2011


Nachricht vom 22.08.2011
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