Männer-Auflauf nach Hilferuf

18.08.2014

Bildinhalt: Männer-Auflauf nach Hilferuf | Die Damen vom Kabarett mit ihrem Sprecherzieher  und Regisseur Enrico Engelhardt./Foto:André Kempner
Die Damen vom Kabarett mit ihrem Sprecherzieher und Regisseur Enrico Engelhardt./Foto:André Kempner
 

Kabarett "Lindenauer und Leutzscher Nicht-mehr-Junge" darf auf Verstärkung hoffen

Von Andrea Richter

Lindenau/Leutzsch. Ob weite Einkaufswege oder fehlende Bänke - die "Lindenauer und Leutzscher Nicht-mehr-Jungen" haben die Probleme ihrer Wohnviertel genau im Blick. Und nicht nur das: Die bisher ausschließlich weiblichen Mitglieder der Kabarettgruppe zwischen 50 und 79 Jahren nehmen die Schwachstellen mit einem lachenden und einem weinenden Auge und vor allem mit Humor aufs Korn. Zu ihrem Repertoire gehören aber auch humorvolle Erlebnisse aus dem Alltag von Leuten, die "nicht mehr ganz jung sind".

Da kommen die Proben-Besucher schon ins Schmunzeln, wenn Anne Bonnes - aufgebrezelt mit blonder Perücke - ihrer Sketch-Partnerin Waltraud Jänicke von einer bevorstehenden Begegnung mit dem jungen Tenor Rinaldo Rinaldini berichtet, die sich später allerdings als Luftnummer entpuppt. Originell auch die Begegnung von Dagmar Vorpahl, Waltraud Jänicke und Gundula Sonne, die zum Einkauf stets eine Sitzgelegenheit mitführen müssen, weil der Weg für sie zu weit ist.

Doch bevor die Damen loslegen können, bittet Enrico Engelhardt erst einmal zu einer kleinen Sprecherziehung. Dabei lässt der studierte Theaterwissenschaftler, der derzeit das Magistralenmanagement Georg-Schwarz-Straße betreut, die Lippen flattern oder die Münder zu Spitzmaus und Breitmaulfrosch formen, um die Sprechorgane beweglich zu machen. Er ist es übrigens auch, der gemeinsam mit Sigrid Müller die Texte für das Kabarett schreibt.

Regelmäßig treffen sich die Seniorinnen im Stadtteilladen Leutzsch zu den Proben. Vor jedem Auftritt üben sie intensiver, "das kann manchmal zwei bis drei Stunden dauern, auch wenn die Aufführung selbst nur 40 Minuten lang ist", sagt Dagmar Vorpahl. Unterstützt wird das Projekt von der Stadt Leipzig, die sich finanziell an der offenen kreativen Seniorenarbeit beteiligt. Dadurch ist der Proberaum im Stadtteilladen abgesichert. Zusätzlich steht Geld für Requisiten und Kostüme zur Verfügung.

Und auch an Auftrittsmöglichkeiten mangelt es nicht. Derzeit steht das 17. Leutzscher Stadtteilfest am 13. September im Fokus - in der Grünanlage am Wasserschloss ist die kabarettistische Damen-Riege fest im Programm eingeplant.

Was bisher fehlte, waren ein paar Männer, erzählt Dagmar Vorpahl, Ansprechpartnerin für Neuankömmlinge. Nach einem Hilferuf in der LVZ fanden sich beim jüngsten Treff nun gleich drei männliche Interessenten ein. Es kam beispielsweise Rudolf Rausch aus Lindenau. Der promovierte Phonetiker outete sich schnell als Mann vom Fach, benannte eine der Sprechübungen von Enrico Engelhardt als Fröschels-Methode, benannt nach einem österreichischen Experten für Logopädie. Auch Manfred Kirst aus Markranstädt kam in den Stadtteilladen - er sammelte früher im Studentenkabarett und im "Spottkollegium", dem Leipziger Lehrerkabinett, Bühnen-Erfahrungen. Beide denken nun über einen Einsatz bei den "Lindenauer und Leutzscher Nicht-mehr-Jungen" nach.

Vor oder nach der Probe bleibt meist noch Zeit für ein kleines Gespräch bei einer Tasse Tee oder einem Stückchen Kuchen. Geprobt wird an jedem zweiten und vierten Montag im Monat, jeweils ab 15 Uhr in der Georg-Schwarz-Straße 122 - das nächste Mal am 11. August. Neuankömmlinge jeglichen Alters sind herzlich willkommen.

Text von Andrea Richter.

Leipziger Volkszeitung, vom 08. 08. 2014


Nachricht vom 18.08.2014
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