Leidenschaft in Schwarz und Rot

30.06.2014

Bildinhalt: Leidenschaft in Schwarz und Rot  | Flamenco in Leutzsch: Das Ensemble
Flamenco in Leutzsch: Das Ensemble "Mestizo Flamenco" / Foto: Wolfgang Zeyen
 

Flamenco, Malerei, Kinderprogramm - Verein Leutzscher Kunstrasen startet in seine zwölfte Saison

Von Cornelia Lachmann

Das Dutzend ist voll! Im Jahr 2002 gründeten Künstler mit Freunden und Nachbarn den Verein Leutzscher Kunstrasen. Am Wochenende eröffnete der seine zwölfte Saison. Die gut zwei Dutzend Mitglieder zwischen 18 und 73 Jahren haben erneut drei Veranstaltungen in Gärten des Stadtteils vorbereitet. Zum Auftakt wurde in der Philipp-Reis-Straße 7 mit feurigen und leidenschaftlichen Rhythmen zunächst eine Spanische Nacht gefeiert, ehe am Sonntag an gleicher Stelle "Paul und Francesca" Publikum ab vier Jahren unterhielten.

Das Ambiente ist vielversprechend: Vereinschef und Gastgeber dieses Abends, Frank Harnge, hate sich wie seine Mitstreiter in rassiges Schwarz-Rot gewandet. Die Herren tragen Hut und Schärpen, die Damen schwingende Kleider, Schleifen, Blüten im Haar. Was auf dem Kunstrasen pünktlich um 20 Uhr "angepfiffen" wird, ist weder künstlich noch gekünstelt, sondern lebendige, handgemachte Kunst auf frischem Grün unter alten Linden und Kastanien sowie hinterm Rhododendronstrauch.

Kurt Grünhagen, seit Vereinsgründung dabei, verzücken die anmutigen Tänzerinnen. "Sehen Sie nur, die Haltung!", schwärmt der 73-jährige frühere Schulleiter. Der Anspruch des Leutzscher Kunstrasens sei über die Jahre gestiegen, meint er und betont: "Die Leutzscher haben uns angenommen, dadurch fühlen wir uns in die Pflicht genommen." Das Angebot in Nachbars Garten sei eine Offerte der Mitmenschlichkeit. "Wir schlagen damit aber auch der digitalisierten Welt ein Schnippchen!"

Diese Idee gefällt der Malerin Gitta Maxheimer. Die Leipzigerin platzierte zehn Bilder und Skizzen, die nach einer Andalusien-Reise entstanden und von der Stärke spanischer Frauen inspiriert wurden, ins Kunstrasen-Programm. "Ich bin begeistert von diesem Projekt in dem ungewöhnlichen Rahmen." Sie sei nicht gekommen, um Bilder zu verkaufen, sondern um den Abend mitzugestalten.

Der stand erstmals unter einem geschlossenen Motto. "Das ist gewissermaßen unsere Neuerung in diesem Jahr", sagt Vereinschef Harnge (52), dessen 18-jährige Tochter als eines der jüngsten Vereinsmitglieder bereits Garant für Kommendes sei. "Kunstrasen" stehe und falle jedoch nicht allein durch das Engagement seiner Mitglieder und deren Beiträge. Auch der Eintritt zu den Veranstaltungen ermögliche erst das Miteinander von Kunst, Natur und Menschen im Stadtteil. "Ohne unsere vielen Sponsoren, private Förderer und Künstler mit erschwinglichen Gagen wäre das alles dennoch undenkbar", so Harnge.

Zum Publikum auf den gut 150 Gartenstühlen gehören längst nicht mehr nur Leutzscher. Birgit Ermisch aus Plagwitz ist mit Freundin Ingrid Eck aus Connewitz gekommen. Die Kulturloge, ein Verein, der Leipzigern mit kleinem Geldbeutel Karten für Kulturveranstaltungen überlässt, hatte sie auf den Abend aufmerksam gemacht. "Da haben wir Decke, dicke Socken und Sonnenbrille eingepackt und lassen uns jetzt mal überraschen. Wo gibt es in Leipzig schon Flamenco live?", fragt Ermisch, die gern Kino, Theater und Museen besucht.

Da erfüllen auch schon "Mestizo Flamenco" - Tänzerinnen aus Japan und Kanada, Sänger und Gitarristen - die Bühne mit Rhythmen der Sehnsucht, Leidenschaft und Wehmut. Die "Spanische Nacht" beginnt. Olé!
Goethes "Faust" und eine Klanginstallation bietet der Leutzscher Kunstrasen am 6. September ab 19.30 Uhr in der Otto-Schmiedt-Straße 30 weiter.

Text von Cornelia Lachmann.

Leipziger Volkszeitung, vom 30. 06. 2014


Nachricht vom 30.06.2014
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