Eiskalter Mord - und die Mädler-Villa wird Leseort
13.03.2014
- Autorin Astrid Korten (links) und die Eigentümer Jana Fohrenkamm, Andreas Arens. Foto: W. Zeyen
Kinderreiche Eigentümer-Familie öffnet Erdgeschoss für Veranstaltungen
Premiere im Rahmen von "Leipzig liest": Zum ersten Mal steht die Mädler-Villa in der Hans-Driesch-Straße 2 dem Publikum für Lesungen offen. Sechs Veranstaltungen an drei Tagen sind angekündigt, den Auftakt macht heute um 18 Uhr die Essener Autorin Astrid Korten. Die 52-Jährige schaute sich gestern die Villa an und war schwer begeistert: "Wunderbar, das wird die Kulisse für mein nächstes Buch, das zur Leipziger Buchmesse 2015 erscheint!" Korten schreibt nämlich gerade an einem "hochbrisanten politischen Thriller", in dem es um die Treuhand und die Ermordung von deren Chef Detlev Rohwedder geht. Dieses Jahr aber kommt sie mit einem anderen Krimi zur Buchmesse: "Eiskalte Umarmung".
Für die Eigentümer der Villa, Jana Fohrenkamm (38) und Andreas Arens (44), ist die Begeisterung für das Objekt nichts Neues. "Wir hatten hier schon Firmenveranstaltungen, Seminare, Hochzeiten, Kaminabende oder Kindertheater", erzählt der Diplomingenieur. Und demnächst wird "Ein Fall von Liebe" mit Mariella Ahrens gedreht. Vor knapp zwei Jahren hat das Paar die Immobilie gekauft und denkmalgerecht, aber mit ökologischem Anspruch saniert. Erbaut wurde die Villa um 1900 als Privathaus des Leipziger Kofferfabrikanten Anton Mädler. Der ließ 1912 bis 1914 auch das Messehaus Mädler-Passage in der Innenstadt erbauen. Zu DDR-Zeiten war das Areal Stasi-Objekt, dann zog der Betrieb für Beschäftigungsförderung ein, zuletzt stand es zehn Jahre leer.
Der Sauerländer Arens, der seit 1994 in Leipzig lebt, suchte eigentlich nur einen neuen Sitz für seine Firma; er baut in Leipzig Windkraftanlagen. Aber die Stadt wollte ihm nicht bloß ein Nebengebäude verkaufen, sondern die Villa und das Grundstück gleich mit. Seine aus Rostock stammende Ehefrau - tätig in einer Steuerkanzlei - erklärte ihn für verrückt. Doch dann reifte bei beiden der Entschluss, die Villa tatsächlich zu erwerben. Fast zwei Millionen Euro haben sie in Kauf und Sanierung gesteckt.
Mit ihren fünf Kindern im Alter von 15 bis zwei Jahren wohnen die Fohrenkamm-Arens' in der obersten Etage. Stündlich wird die Geburt des sechsten Kindes erwartet. "Anton Mädler hatte fünf Töchter, wir haben dann fünf Söhne und eine Tochter", schmunzeln die neuen Bewohner. Jana Fohrenkamm wird sich künftig um die Vermietung der öffentlich zugänglichen Räume im Erdgeschoss kümmern. Denn jeder, der mal drin war, will wiederkommen.
Text von Kerstin Decker
Leipziger Volkszeitung, vom 13. 03. 2014