Gütertransport per Lastenrad

23.08.2013

Bildinhalt: Gütertransport per Lastenrad  | Salomon Krug mit den Lastenfahrrädern vor der Abfahrt in Den Helder / Foto: Eric Poscher
Salomon Krug mit den Lastenfahrrädern vor der Abfahrt in Den Helder / Foto: Eric Poscher
 

Zwei Leipziger bringen karibischen Rum und Schokolade von Amsterdam nach Leipzig

Lindenau. Sie sind im Alltag praktische Helferlein. Meist werden Lastenräder innerhalb der Stadtgrenzen genutzt, um wahlweise Kinder oder größere Einkäufe von A nach B zu bringen. Den Gütertransport über eine größere Distanz wagte bisher kaum jemand. Zwei, die ausscheren sind die Leipziger Eric Poscher und Solomon Krug. Die beiden Velo-Fans bewältigten mit ihren behäbigen Gefährten zwischen Amsterdam und Leipzig satte 863 Kilometer. Am Dienstag kehrten sie nach acht Tagen auf dem heißen Asphalt nach Leipzig zurück. Geladen hatten sie Rum und Schokolade aus der Karibik - Fairtrade versteht sich.

"Wir beschäftigen uns mit nachhaltiger Mobilität", berichtet Eric Poscher (37), der mit zwei Mitstreitern seit Juni 2012 Lastenräder unter dem Namen "rad3" verkauft und selber leidenschaftlich fährt. "Über holländische Kollegen haben wir von einem Projekt erfahren, das Waren 100 Prozent CO2-neutral mit dem Segelboot übers Meer transportiert und damit auf die Verschmutzung der Meere aufmerksam machen möchte." Denn die 16 größten Frachtschiffe, führt Poscher an, würden soviel Schwefelemission verursachen, wie der gesamte Verkehr weltweit.

Fairtransport, so der Name des Projektes hinter dem sich die drei begeisterten Segler "Tres Hombres" verbergen, bringt Wein nach Bedarf von Lissabon nach Amsterdam oder Rum und Schokolade aus der Dominikanischen Republik nach Holland. Letztere in Form von Kakaobohnen, die in einer Manufaktur in Amsterdam zu Schokolade verarbeitet wird.
"Wenn die Waren emissionsfrei von der Karibik nach Amsterdam kommen, dann können wir das doch auch von Amsterdam nach Leipzig", dachte sich Poscher und fragte Theologiestudent Solomon Krug, ob er Interesse an einer solchen Tour habe. Der sagte sofort zu: "Ich finde es toll, zu zeigen, wie belastbar die Räder sind und zu beweisen, dass Transport auch umweltfreundlich geht." Sicher seien Produkte, die nachhaltig hergestellt und transportiert worden teurer, "aber die Leute sind bereit, etwas mehr für eben diese Nachhaltigkeit auszugeben". Das beweist die große Anzahl von Menschen, die Poschers Idee per Crowdfunding auf der Plattform Visionbakery unterstützt haben. 1200 Euro sind auf diesem Wege zusammengekommen. So konnten rund 20 Liter Rum und 80 Tafeln Schokolade im Hafen von Den Helder in Holland entgegengenommen werden. "Wir mussten uns etwas gedulden. Das Segelboot hatte etwas Verspätung." Denn das mache zwar ähnlich Tempo wie die Frachter, ist jedoch von der Wetterlage abhängig. Insgesamt dauerte die Tour drei Wochen.

Die Waren gut gekühlt, ging es nach Münster, Hannover, Braunschweig bis nach Leipzig. Übernachtet wurde jeweils bei Privatleuten, die Poscher und Krug über die www.dachgeber.de kontaktierten, einer Plattform des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs, auf der Fahrradfahrer Gleichgesinnten kostenloses Obdach gewähren. "Wir haben tolle Leute kennen gelernt, in Holland sogar sechs Meter unter dem Meeresspiegel geschlafen", berichtet Krug nachhaltig beeindruckt.

Heute um 18 Uhr werden die Waren übergeben. Gleichzeitig wartet in der Erich-Köhn-Straße 63b eine Verkostung auf Interessierte und ein Bericht über die ungewöhnliche Radtour.

Text von Uta Zangemeister

Leipziger Volkszeitung, vom 23.08.2013

@http://rad3.de


Nachricht vom 23.08.2013
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