Diakonissenkrankenhaus. Selbstkritik beim Neujahrsempfang

28.01.2013

Bildinhalt: Diakonissenkrankenhaus. Selbstkritik beim Neujahrsempfang | Geschäftsführer Christoph Möllering / Foto: Diakonissenkrankenhaus Leipzig
Geschäftsführer Christoph Möllering / Foto: Diakonissenkrankenhaus Leipzig
 

Alarmiert über aktuelle Studien, wonach die Mehrheit deutscher Krankenhäuser und Uni-Kliniken defizitär arbeitet, äußerte sich Geschäftsführer Christoph Möllering am Donnerstagabend beim Neujahrsempfang des Evangelischen Diakonissenkrankenhauses. An dieser Entwicklung trügen die Krankenhäuser "eine erhebliche Mitschuld", meinte er. Sie hätten "das Spiel der Selbstverwaltung mitgemacht" und sich "freiwillig ins Hamsterrad der Verweildauer-Reduzierungen gestürzt", räumte Möllering selbstkritisch ein. "Wir haben jedes Jahr unsere Gewinne herausposaunt und keine Gelegenheit ausgelassen, zu erklären, wie wirtschaftlich wir sind." Trotz dieser Probleme schaffe der Gesetzgeber die Praxisgebühr ab und verstärke den Einsatz von Kassenbeiträgen in der Rehabilitation. Auch in Sachsen würden da die Augen vor einem wachsenden Behandlungsbedarf älterer Menschen geschlossen. "Wir führen Scheindiskussionen von Leistungsausweitungen und ignorieren dabei die allen bekannten demografischen Prognosen. Und wir sind nicht in der Lage, ethische Grundlagen für die immer komplexer werdende Medizin zu schaffen, lassen unsere Ärzte bei Entscheidungen über Leben und Tod alleine", beklagte er. "Was uns fehlt, ist Klarheit, sind Visionen und Mut zu pragmatischen Lösungen", so Möllering, der zugleich eine "neue Kultur der Gemeinsamkeit" einforderte: "Die Aufgaben, vor denen wir stehen, können wir nur gemeinsam lösen. Keiner ist ohne den Anderen in der Lage, die Bevölkerung unserer Stadt auf medizinisch hohem Niveau zu versorgen, Familien eine Möglichkeit zu geben, ihr Leben zu verwirklichen, alten Menschen Hilfe und Beistand zu gewährleisten, chronisch Kranken Hilfe anzubieten. Dazu müssen wir hier in Leipzig über die Grenzen, die uns Politik, Krankenkassen, Rentenversicherungen und Kassenärztliche Vereinigungen setzen, einfach nur zusammenarbeiten."

Text von Angelika Raulien

Leipziger Vokkszeitung, vom 26./27. 01. 2013


Nachricht vom 28.01.2013
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