Erster Wächterladen in der Georg-Schwarz-/Erich-Köhn-Straße

28.07.2010

Bildinhalt: Erster Wächterladen in der Georg-Schwarz-/Erich-Köhn-Straße | Foto: Linda Dietze
Foto: Linda Dietze
 

Mit Kreativität leere Läden beleben
Neue Idee des Wächterladens soll Schule machen

Aus Leerstand die Lehren gezogen - das hat der Leipziger Verein Haushalten mit seinem neuen Konzept des "Wächterladens". Dabei geht es vor allem um eines: durch Innovation Altes beleben. Unsanierte, leerstehende Ladengeschäfte entlang von Hauptstraßen sollen durch kreative Nutzer, die sich zu günstigen Konditionen einmieten, attraktiver werden.

Monica Sheets schwingt den Pinsel. Aus einem ehemaligen Blumenladen will sie ein Fundbüro machen. Ein Fundbüro voller DDR-Erinnerungen. Die blühenden Landschaften sind in der Georg-Schwarz-Straße längst verwelkt, der Eckladen ist seit mehr als drei Jahren geschlossen. Seitdem existiert hier Leere. Doch das soll ab August Vergangenheit sein. "Ich möchte eine Begegnungsstätte eröffnen, die Leute sollen hierher kommen und ihre DDR-Geschichten mitbringen. Es soll ein lebendiges Archiv erstellt werden", erzählt Monica Sheets lebhaft. Leben soll nun in die 62 Quadratmeter ziehen, die unattraktive Lage attraktiver machen. Die Amerikanerin, die in Weimar Kunst studierte, hat sich bewusst für einen Wächterladen entschieden. Denn es sei vor allem für welche, die etwas Experimentelles wagen wollen, eine super Idee. Drei Euro pro Quadratmeter an Miete seien für einen Eckladen unschlagbar, sagt die Neu-Leipzigerin. Mehr habe sie sich aber auch nicht leisten können. Als Gegenleistung für den günstigen Preis saniert Monica Sheets den Laden in Eigenleistung und versetzt ihn in einen nutzbaren Zustand. Das ist das Konzept des Wächterladens.
Seit Februar geht der Verein Haushalten mit dieser neuen Idee hausieren, schrieb 160 Eigentümer leerstehender Läden an und konnte bisher zwei ungenutzte Geschäfte neu vermitteln. Vor allem in schwachen Regionen der Stadt sollen so die Erdgeschosszonen an Ausstrahlung gewinnen. "Es handelt sich im Schwerpunkt um Objekte in der Eisenbahn-straße, der Georg-Schumann-Straße oder in der Georg-Schwarz-Straße", erklärt Stephan Thomas vom Verein Haushalten und ergänzt: "Wir wollen dadurch dort wieder Nachfrage schaffen, aber auch die historische Struktur der Magistralen erhalten." Ähnlich wie bei den Wächterhäusern, die es in Leipzig bereits seit 2004 gibt, möchte man so eine Belebung der problematischen Straßenabschnitte erreichen. Finanziert wird das Wächterladen-Projekt aus dem Programm "Stadtumbau Ost".
"Wir möchten dadurch eine andere Nutzung in die Gegend bringen und so die Gegend spannender machen", sagt Thomas. Vor allem für Investoren. Doch dazu müsse der neue Weg des Wächterladens zunächst als Chance gesehen werden - auch von den Eigentümern der Häuser. Denn bisher ist die Beteiligung von dieser Seite eher gering. Von den 160 angeschriebenen Eigentümern seien nur 20 positive Rückantworten gekommen. Thomas: "Es wäre schön, wenn die Eigentümer noch mehr ihre Vorteile dieses Projektes sehen würden." Gerade in schwachen Regionen ist das Konzept des Wächterladens eine Sache zum Ausprobieren - für beide Seiten.
Auch für Monica Sheets ist das Fundbüro ein Experiment - in jeglicher Hinsicht. Doch gerade deshalb habe sie sich für diesen Bezirk und seinen Problemen, aber auch seinen Chancen entschieden. Das Publikum entlang der Georg-Schwarz-Straße sei altersmäßig genau ihre Zielgruppe. Hinzu kommt: "In anderen Stadtvierteln gibt es bereits ein Überangebot." Da falle es schwer, sich durchzusetzen.
Linda Dietze

Leipziger Volkszeitung, 26.7.2010

www.dasfundbuero.org

http://www.l-iz.de/Leben/Gesellschaft/2010/08/Das-Fundbuero-Erinnerungs-Kunstprojekt-in-Leipzig-Lindenau.html



Nachricht vom 28.07.2010
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