Mikrokredit-Programm für Unternehmer

21.11.2011

Bildinhalt: Mikrokredit-Programm für Unternehmer | Foto: André Kempner
Foto: André Kempner
 

Kleine Ursache, große Wirkung
41 Kleinunternehmer nutzen Mikrokredit-Programm / Wirtschaftsbürgermeister zieht positives Fazit

Die Handwerkerin Maritta Brückner finanziert sich mit einem Mikrokredit vom Amt für Wirtschaftsförderung einen gebrauchten Wagen für ihren Malerbetrieb.



Eineinhalb Jahre nach der Vergabe des ersten Mikrokredits hat Wirtschaftsbürgermeister Uwe Albrecht (CDU) ein positives Fazit gezogen. So konnten bisher an 41 Leipziger Kleinunternehmer Mikrokredite vergeben werden. Zu Ausfällen ist es noch nicht gekommen.
Im Frühjahr vergangenen Jahres brauchte Maritta Brückner dringend ein neues Auto für ihren Ein-Frau-Malerin-Betrieb. "Es wäre viel zu teuer gewesen, meinen alten Wagen noch einmal durch den Tüv zu kriegen", erzählt die 55-Jährige, die sich vor fünf Jahren als Malerin selbstständig gemacht hat. Doch als sie die Bank nach einem Kredit fragte, wurde sie abgewiesen: "Ich würde zu wenig Umsatz machen, hieß es." In der Leipziger Volkszeitung stieß sie dann auf einen Bericht über ein neues Mikrokredit-Programm der Stadtverwaltung für Kleinunternehmer. Acht Wochen später wurde ihr ein Kredit über 3000 Euro gewährt, als erster Kundin überhaupt.
Mit dem Geld kaufte sie einem anderen Maler seinen gebrauchten Wagen für 5000 Euro ab, die Differenz hatte sie zuvor gespart. "Ohne Kredit hätte ich mir das Auto kaum leisten können", sagt Brückner. "Allerdings ist es wichtig, vorher alles genau durchzurechnen." Zwei Jahre lang zahlt sie monatlich 135 Euro ab, davon rund 10 Euro Zinsen pro Monat. Im kommenden Frühjahr ist der Kredit dann abbezahlt.
So wie Malerin Brückner haben noch 40 andere Kleinunternehmer eine Mikrokredit erhalten, die durchschnittliche Höhe liegt bei 4000 Euro. Darunter sind unter anderem Gastronomen, Handwerker und Kreative, 24 davon sind Neugründungen. Benötigt werden die Mittel für die Einrichtung von Büros und Werkstätten und um Werkzeug oder Computer anzuschaffen. Wirtschaftsbürgermeister Albrecht zieht nach eineinhalb Jahren ein positives Fazit: "Wir wollten mit dem Programm jungen und kleinen Unternehmen einen leichten Zugang zum Kreditmarkt eröffnen und bisher hat sich das Konzept bewährt", sagt er zufrieden. Die Zahlungsbilanz der Unternehmer sei gut, bisher sei es noch zu keinen Ausfällen gekommen. Die Nachfrage sei ungebrochen hoch, alleine in diesem Jahr wurden bereits 71 Gespräche mit Interessenten geführt. Im kommenden Frühjahr werde das Amt für Wirtschaftsförderung der Ratsversammlung daher auch vorschlagen, das Programm zu verlängern.
Malerin Brückner könnte sich unterdessen vorstellen, später auch einen Folgekredit in Anspruch zu nehmen, der bis zu 20000 Euro betragen kann. "Ich würde mir gerne auch einen Malerladen mit Atelier einrichten", sagt die Handwerkerin, die ihr Material bisher in ihrem Keller zu Hause unterbringt. Zudem würde sie eines Tages gerne als Zeichenlehrerin arbeiten. "Mit über 60 möchte ich eigentlich nicht mehr auf die Leiter steigen", sagt sie lachend. Erste Zeichenschüler hat die Malerin Brückner bereits.
Jan Iven

Mikrokredit
Existenzgründer und bestehende kleine Unternehmen jedweder Branchen können seit April 2010 einen Mikrokredit von bis zu 5000 Euro beim Amt für Wirtschaftsförderung beantragen. Ziel ist es, Gewerbetreibenden, die nur geringe Summen benötigen, den Zugang zum Kreditmarkt zu erleichtern. Denn klassische Bankkredite werden ihnen oftmals nicht gewährt, weil sich der Aufwand für so geringe Summen für die Geldinstitute nicht lohnt oder die Kreditnehmer keine Sicherheiten einbringen können. Letztere sind bei einem Mikrokredit nicht notwendig, ebenso wenig wie Eigenkapital. Stattdessen benennt der Kreditnehmer zwei Bürgen. Die Laufzeit beträgt bis zu 24 Monate, der effektive Zinssatz liegt bei 8,9 Prozent. Bei fristgerechter Rückzahlung kann ein Folgekredit von bis zu 20000 Euro beantragt werden. Bisher wurden bereits fünf Folgekredite mit einer Höhe von bis zu 10000 Euro beantragt. Über die Kreditvergabe wird inzwischen innerhalb von 14 Tagen entschieden. Für das Programm hat die Stadt 25000 Euro bereitgestellt, hinzu kommen 15000 Euro der Sparkasse sowie 160000 Euro vom Bundesarbeitsministerium, das einen 100-Millionen-Euro-Topf für Mikrokredite aufgelegt hat.
Jan Iven

www.mikrokredit-leipzig.de


Leipziger Volkszeitung vom 21.11.2011


Nachricht vom 21.11.2011
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