Von Leutzsch in die Welt und zurück

28.06.2016

Bildinhalt: Von Leutzsch in die Welt und zurück |

 

Das das Familienportal Tüpfelhausen e.V. in der Georg-Schwarz-Strasse 116 ansässig ist haben sicher schon einige Anwohner, jung und alt, erfahren. Hier werden Kurse für Familien angeboten und immer wieder Personen eingeladen, die über sich oder über Familien relevante Themen berichten. Außerdem bündelt Tüpfelhausen – das Familienportal e.V. Veranstaltungsinformationen rund um die Familie und ist somit ein kompetenter Ansprechpartner wenn man wissen will, was gerade los ist für Kind und Kegel.

Was der Verein mit Fußball und Israel zu tun hat dürfte jedoch einigen neu sein. Obwohl das Engagement schon im Jahr 2013 mit der Entdeckung des ehemaligen Vereinsplatzes des jüdischen Fußballvereins Bar Kochba Leipzig begann. Dieser liegt in Eutritzsch und war lange Zeit in Vergessenheit geraten. Zufällig wurde er von Christoph Schumacher „Tüpfelhausen“ und von Sven Bona von der fußballhistorischen Gruppe „Initiative 1903“ auf einem Streifzug wiederentdeckt. An die Vergangenheit erinnerte vor Ort eine Plakette mit Davidstern und die Reste einer Mauer. Mittlerweile wurden diese durch Bauarbeiten Anfang 2016 zerstört. Im Jahr 1938 wurde der Verein von den Nationalsozialisten zwangsaufgelöst. Der Gedanke diese Wiederentdeckung als Anlass zu nehmen sich mit der Vergangenheit des Vereines, den Juden in Leipzig sowie dem Sport im Nationalsozialismus „in Familie“ auseinanderzusetzen trägt nun schon im 4. Jahr seine Früchte.

Noch im November 2013 fand ein Gedenkspiel auf dem Gelände statt.
Der mdr berichtete damals über dieses Ereignis woraufhin sich ein Zeitzeuge aus Amsterdam meldete. Ze´ev Bar, Überlebender der Shoa und Sohn des Leipziger Unternehmers Max Bartfeld, einem der Fußballpioniere von Bar Kochba Einige „Tüpfelhausener“ besuchten Ze´ev Bar in Amsterdam. Seitdem besteht eine feste Verbindung zwischen seiner Familie und Leipzig, die im Max und Leo Bartfeld Pokal und wiederkehrenden Begegnungen gipfelt.

Das 1. Internationale Fußballbegegnungsfest um eben jenen Pokal wurde 2015 ausgetragen. Dieses war in den Rahmen der jüdischen Woche integriert. So konnte jüdische Kultur direkt erlebt werden. Zum Fest wurde koscheres Essen serviert, und die zeitlichen Abläufe auf den jüdischen Glauben abgestimmt, so dass jüdische und nichtjüdische Teilnehmer alles gemeinsam erleben konnten ohne aus kulturellen Gründen ausgeschlossen zu sein.
Die Resonanz war so positiv, dass das 2. Fußballbegegnungsfest schon feststand, bevor das Erste richtig vorbei war. Ze´ev Bar war als Zeitzeuge dabei.

Nun ist es so weit. Das 2. „Internationale, Interkulturelle Fußballbegegnungsfest“ findet vom 01. bis 03. Juli 2016 statt. 16 Jugendteams aus Israel, der Schweiz, der Tschechischen Republik und dem gesamten Bundesgebiet haben sich angemeldet und werden am ersten Juliwochenende gegeneinander antreten um den Max und Leo Bartfeldpokal für sich zu gewinnen. Die Spiele stehen dieses Jahr unter der Schirmherrschaft vom Bundestagsabgeordneten Dr. Thomas Feist.

Umrahmt werden die Pokalspiele von vielen weiteren Programmpunkten, wie einer Gedenkfeier am Freitag 17 Uhr an den 4 Stolpersteinen in der Waldstraße 8, die im Mai 2016 in Patenschaft von „Tüpfelhausen“ gelegt, an die Familie Bartfeld erinnern.

Am Samstag spielt sich alles in Leipzig Leutzsch auf dem Gelände der BSG Chemie ab. 12 Uhr eröffnet hier ein Familienfest. Ab 12.30 Uhr werden überlebende Verwandte der Familie Bartfeld vor Ort sein und können zur Zeitgeschichte befragt werden. Verschiedene Fachreferenten wurden ebenfalls zu Gesprächen eingeladen, u.a. Herrn Dr. Zwicker, der über ein legendäres -Wärter gegen Häftlinge Fußballspiel- im Konzentrationslager Theresienstadt berichten kann.

Am Sonntag wird ums Leder gekämpft und um den Pokal gerungen. Dieser wird zur Siegerehrung 15.30 Uhr auf dem Gelände der Sportschule „Egidius Braun“ in Schönefeld dem Gewinner das Fußballfestes übergeben womit dieses spannende Fußballwochenende endet.

Dass dies jedoch nur ein Teil des Events ist lässt ehrlich erstaunen, denn das Fußballfest wird außerdem von einem internationalen Jugendaustausch begleitet.
Die jugendlichen Fußballer aus Israel aus der Stadt Pardes Hanna-Karkur (ca 50 km südlich von Haifa und Nazareth) werden mit einer Gruppe Jugendlicher aus Leipzig ihre Tage in Deutschland verbringen. Gemeinsam werden sie nicht nur das Fußballfest feiern sondern sind ab Flughafen Berlin auf den Spuren der jüdischen Kultur in Vergangenheit und Gegenwart unterwegs und lernen die großartigen Seiten von Deutschland, Leipzig und einander kennen.

Auf dem Programm des Austausches stehen z.B. ein Besuch des Bundestages, eines Notaufnahmelagers für DDR Flüchtlinge und ein Freundschaftsspiel mit Migrantenkindern.

Und auch damit ist noch immer nicht alles erzählt denn der Jugendaustausch wird weiter gehen. Nächstes Jahr wird es einen Gegenbesuch in Israel geben.

http://www.tuepfelhausen.de
Artikel in der Taz.


Nachricht vom 28.06.2016
Autor: Daniela Nuß