Leipziger Agenda-Preis in fünf Kategorien vergeben

30.05.2014

Bildinhalt: Leipziger Agenda-Preis in fünf Kategorien vergeben | Leipziger Agenda-Preis 2014 - Die Preisträger / Foto: Dieter Gruner
Leipziger Agenda-Preis 2014 - Die Preisträger / Foto: Dieter Gruner
 

Am Dienstag, dem 27. Mai, wurde zum 15. Mal der Leipziger Agenda 21-Preis verliehen. Damit würdigen die Auslober besonderes Engagement für eine zukunftsfähige Entwicklung der Stadt Leipzig. Dabei wurden Preisgelder mit einem Gesamtumfang von 13.000 Euro sowie Sachpreise im Wert von ca. 6.000 Euro vergeben.

Der Preis wurde ausgelobt durch die Stadtwerke Leipzig GmbH, die VNG - Verbundnetz Gas AG, die Sparkasse Leipzig und die Stiftung „Bürger für Leipzig“ in Zusammenarbeit mit der Stadt Leipzig. Die Kategorie „klimabewusst mobil in Leipzig“ wurde darüber hinaus ausgelobt durch die Leipziger Verkehrsbetriebe GmbH, die Mobility Center GmbH (teilAuto) und die nextbike GmbH.

Der Leipziger Agenda 21-Preis wurde verliehen in den Kategorien

langjähriges persönliches ehrenamtliches Engagement,
langjähriges Engagement von Initiativen und Unternehmen,
Jugendprojekte,
Ideen für neue Projekte für eine zukunftsfähige Entwicklung sowie
Klimabewusst mobil in Leipzig – ein Wettbewerb für Arbeitgeber.

Der Preis in der Kategorie Ehrenamtliches Engagement wurde durch die „Stiftung Bürger für Leipzig“ ausgelobt und an Gerd Klenk verliehen. Gerd Klenk ist Vorsitzender des Bürgerverein Gohlis e.V., aber auch des Netzwerkes Integration – Mitgrant/innen in Leipzig und war über viele Jahre Sprecher der Flüchtlingsrates Leipzig e.V. Er hat sich seit der friedlichen Revolution in der Stadtteilarbeit engagiert und die Entwicklung in Gohlis mitgeprägt. Dabei hat er sich auch besonders für die Weiterentwicklung der lokalen Demokratie eingesetzt und mehr ehrlich gemeinte, frühzeitige, ergebnisoffene und transparente Beteiligungsverfahren eingefordert.
Gerd Klenk verbindet aber auch sein Engagement für Integration mit der Stadtteilarbeit und steht als Christ für Toleranz – auch mit Bürgern anderen Glaubens – gerade in der aktuellen Auseinandersetzung um den Bau einer Moschee in der Georg-Schumann-Straße. Mit dem Flüchtlingsrat engagiert er sich beispielsweise dem Projekt „Ankommen in Leipzig – Paten für Flüchtlinge“ für eine bürgerschaftliche gelebte Integration in der Stadt. Katrin Hart, Vorsitzende des Stiftungsrates der Stiftung „Bürger für Leipzig“ hob besonders diesen Aspekt seines vielfältigen Engagements hervor und meint: „Brückenbauer wie Gerd Klenk brauchen wir noch mehr in unserer Stadtgesellschaft“.

In der Kategorie Initiativen und Unternehmen wurden in diesem Jahr zwei Preise vergeben: an die Leipziger Kulturpaten gUG und an Oikos Leipzig e.V.

Im Jahr 2008 wurden die Leipziger Kulturpaten gegründet, um kulturelle Aktivitäten in Leipzig zu unterstützen und es vor allem auch kleineren Unternehmen zu ermöglichen, sich aktiv für die Kultur in Leipzig zu engagieren. Dabei geht es nicht um Geld, sondern die Unternehmen unterstützen Kulturinitiativen und -einrichtungen mit Fachwissen, Arbeitskraft oder Sachleistungen. Bisher wurden etwa 120 Patenschaften zwischen Unternehmen und Kulturakteuren vermittelt, viele davon mit der Perspektive einer längerfristigen Zusammenarbeit.
Die Kulturpaten sind in Leipzig inzwischen zu einer festen Einrichtung geworden. Seitens der Kulturschaffenden werden an das Projektbüro laufend Anfragen gestellt, denn der Bedarf nach Unterstützung ist hoch und vielfältig.
Bernhard Kaltefleiter von der VNG – Verbundnetz Gas AG würdigte die engagierte Mittlertätigkeit der Kulturpaten und wünschte der Initiative, dass möglichst viele der vermittelten Patenschaften eine längerfristige Wirkung zur Stärkung der Leipziger Kulturlandschaft entfalten.

Den weiteren Preis in dieser Kategorie erhielt der Verein Oikos Leipzig e.V. Dieser wurde durch Studierende an der Universität Leipzig gegründet, um das Thema der nachhaltigen Entwicklung stärker in die Lehrtätigkeit an der Universität zu implementieren. Die Studierenden beschränken sich aber nicht auf Lobbyarbeit sonder organisieren selbst Lehrveranstaltungen, Workshops Das Sommersemester 2013 stand unter dem Leitthema des Teilens und Tauschens. Eine dreiwöchige Veranstaltungsreihe hatte den Titel „Mein Haus, mein Auto, mein Boot... war gestern. Leipzig teilt!“ 2014 wirkt Oikos bei der Vorbereitung der internationalen Degrowth-Konferenz mit, bei der Alternativen zu den auf quantitatives Wirtschaftswachstum ausgerichteten Ökonomie diskutiert werden. Die mit 10 Studierenden gegründete Initiative ist inzwischen auf einen rund 50 Mitglieder umfassenden Verein angewachsen.
Heiko Rosenthal, Leipzigs Bürgermeister für Umwelt, Ordnung, Sport, fand lobende Worte für Oikos, insbesondere für die Fähigkeit, mit unbefangenem Blick auf die Situation in Leipzig zu schauen und sich mit Kritik und Anregungen in die lokale Entwicklung einzubringen.

In der Kategorie Jugendprojekte wurde das Engagement der Annalinde gGmbH gewürdigt.
Auf einer Brachfläche an der Zschocherschen Straße wird gemeinsam gegärtnert, geerntet, gekocht, gegessen und gequatscht. Einmal wöchentlich gibt es einen gemeinschaftlichen Gartenarbeitstag. Dann können Interessierte aus dem Stadtteil dazukommen und mitmachen. Daneben gibt es noch eine Reihe von Veranstaltungen: Lesungen, Kurse sowie jeweils samstags einen Wochenmarkt, wo die erzeugten Produkte verkauft werden. Außerdem wird der Garten auch für Bildungsarbeit mit Kindern aus Kitas und Schulen genutzt. 2013 übernahm Annalinde zusätzlich Flächen der ehemaligen Gärtnerei Toepel in der Lützner Straße. In zwei Gewächshäusern und auf einem Acker bauen sie über 70 Gemüsesorten nach den Maßstäben der ökologischen Landwirtschaft an.
Martin Bücher, Vorstand der Sparkasse Leipzig, lobte die Kreativität und Beharrlichkeit der Jugendlichen bei der Nutzung von städtischen Freiräumen und wünschte der Organisation, dass sie noch lange solche Flächen mitten in der Stadt nutzen kann.

Den Preis in der Kategorie „Ideen“ erhält der Verein Leben.Lernen.Leipzig e.V. für das Projekt „Café kaputt“. Immer mehr Konsumprodukte werden für den kurzzeitigen Gebrauch konzipiert. Verschleiß ist vorprogrammiert, Reparaturfreundlichkeit nicht beabsichtigt. Angesichts dieser Situation erprobt der Verein Leben.Lernen.Leipzig e.V. mit dem Café kaputt den Gegenentwurf des gemeinschaftlichen Reparierens. In das Café können Alltagsgegenstände, technische Geräte, aber auch Textilien gebracht werden. Ehrenamtliche Helfer reparieren diese fachgerecht – und nebenbei funktioniert das Café als Treff- und Kommunikationsort im Stadtteil.
Dr. Winfried Damm von den Stadtwerken Leipzig warb in seiner Laudatio dafür, dass sich dem Projekt weitere Helfer anschließen, die ihre spezifischen Kompetenzen einbringen können: „Hier können die Helfer die Ergebnisse ihrer Arbeit unmittelbar sehen und Dankbarkeit ernten.“
Er sieht dieses Projekt aber auch als Mahnung an Unternehmen. Zunächst sollten Geräte oder Gegenstände erst einmal geprüft werden, bevor sie durch neue ersetzt werden: Kann es vielleicht doch repariert werden? Oder kann es weiter verwendet werden, um etwas anderes, neues herzustellen?
Am 21. Juni wird das Café in der Merseburger Straße 102 mit einer Feier eröffnet.

Im Wettbewerb „Klimabewusst mobil in Leipzig“ wurde das Engagement von Unternehmen und Einrichtungen für eine umweltfreundliche Mobilität ihrer Mitarbeiter gewürdigt. Kriterien für die Bewertung waren dabei sowohl der Arbeitsweg als auch die betriebliche Mobilität.
Den Preis erhält in diesem Jahr die sprd.net AG – auch bekannt als spreadshirt. Das Unternehmen hat ca. 300 Mitarbeiter, darunter rund 200 am Stammsitz in Leipzig. Hier wird umweltfreundliche Mobilität im Großen wie im Kleinen beachtet. Leitende Mitarbeiter, die häufig zwischen den Stadtorten Berlin und Leipzig pendeln, sind mit BahnCard 100 unterwegs. Die betriebliche Mobilität vor Ort wird überwiegend ohne Kfz organisiert, u.a. mit CarSharing. Für das dennoch Notwendige stehen zwei betriebliche Transporter zur Verfügung, die auch privat genutzt werden können. Den hohen Radverkehrsanteil unter den Mitarbeitern unterstützt spreadshirt zum Beispiel durch gute Abstellmöglichkeiten bis hin zur Ausleihe von Wetterschutzbekleidung. Bei der Aktion „Stadtradeln“ verstärkt spreadshirt als Team mit seinen Mitarbeitern den Wettbewerb der Stadt.
Ulf Middelberg, Sprecher der Geschäftsführung der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) GmbH, lobte die große Spannweite des Engagements des Unternehmens für eine umweltfreundliche Mobilität vom Fernverkehr bis zur Bereitstellung von Flickzeug für das Rad fahren in der Stadt.
Der Preis in der Kategorie „Klimabewusst mobil in Leipzig“ war mit der Übergabe eines künstlerisch gestalteten Pokals verbunden, der vom Preisträger des vergangenen Jahres (Wege e.V.) weitergegeben wurde. Die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) GmbH, die nextbike GmbH und die Mobility Center GmbH (teilAuto) haben sich mit der Vergabe hochwertiger Sachpreise beteiligt.

In seinem einführenden Grußwort hatte Oberbürgermeister Burkhard Jung herausgehoben, dass das aktuelle Wachstum der Stadt unter Berücksichtigung des Prinzips der Nachhaltigkeit stattfinden muss. Im Prozess der Leipziger Agenda 21 sieht er dabei die Ideale Plattform, um die lokale Entwicklung kritisch, aber auch konstruktiv zu begleiten.

Text von Ralf Elsässer


Nachricht vom 30.05.2014
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