Der Tag, an dem die Synagoge brannte

07.11.2013

Bildinhalt: Der Tag, an dem die Synagoge brannte  | Für Georg Schwarz gibt es in der GSS  einen Stolperstein am Haus Nr. 24 / Foto: Enrico Engelhardt
Für Georg Schwarz gibt es in der GSS einen Stolperstein am Haus Nr. 24 / Foto: Enrico Engelhardt
 

Leipzig gedenkt der Opfer der Reichspogromnacht vor 75 Jahren / Mahnwache an Stolpersteinen

In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 brach überall im Land der Sturm der Gewalt los. Deutsche wurden zu Schlägern und Randalierern, später zu Mördern. Die Greueltaten richteten sich gegen jüdische Mitbürger, deren Häuser und Geschäfte, gegen die Synagogen von israelitischen Gemeinden. Auch in Leipzig zeigten Nazis ihr brutales Gesicht. Der Opfer der Reichspogromnacht vor 75 Jahren gedenkt die Stadt am Sonnabend auf verschiedene Weise.

In den frühen Morgenstunden des 10. November erreichte das Grauen der sogenannten Kristallnacht die Messestadt. Die Große Synagoge der Jüdischen Gemeinde in der Gottsched-/Ecke Zentralstraße wurde von NSDAP- und SA-Mitgliedern sowie Angehörigen des Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps in Brand gesteckt. Auch die Ez-Chaim-Synagoge in der Otto-Schill-Straße und das Kaufhaus Bamberger & Hertz am Augustusplatz gingen in Flammen auf.

Am früheren Standort der Großen Gemeindesynagoge in der Gottschedstraße, an dem seit 1966 ein Gedenkstein und seit 2001 ein Mahnmal an die furchtbaren Ereignisse erinnern, findet am Sonnabend, 9. November, ab 18 Uhr die zentrale Gedenkveranstaltung der Stadt Leipzig zur Pogromnacht statt. Musikalisch umrahmt vom Synagogalchor unter Leitung von Ludwig Böhme werden Andreas Müller, Erster Bürgermeister (SPD), Küf Kaufmann, Vorsitzender der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig, und der frühere Uni-Rektor Professor Cornelius Weiss in Ansprachen an die Geschehnisse erinnern. Nach dem Kaddisch-Gebet, das Gemeinderabbiner Zsolt Balla hält, wird es eine Schweigeminute geben.

An die Gedenkveranstaltung schließt sich um 19.30 Uhr im Saal des Ariowitsch-Hauses, Hinrichsenstraße 14, ein Konzert an. "Von der deutschen Bühne nach Jerusalem und wieder zurück" ist es überschrieben. Die Aufführung ist zugleich Abschluss eines offenen Workshops mit Studenten der Hochschule für Musik und Theater "Felix Mendelssohn Bartholdy", der von Professor Zvi Semel von der Jerusalem Academy of Music and Dance geleitet wurde. Der Eintritt zu dem Konzert ist frei.

Vor den beiden Veranstaltungen werden zwischen 17 und 17.30 Uhr mehrere Stolpersteine im Stadtgebiet geputzt. Dabei wird mit Mahnwachen an die Opfer des Holocaust erinnert. Der Schirmherr der Aktion, Professor Cornelius Weiss, wird den Stolperstein für die Familie Frankenthal am Dittrichring 13 reinigen. Auch die aktuellen beziehungsweise ehemaligen Bundestagsabgeordneten Barbara Höll (Die Linke), Monika Lazar (Bündnis 90/Die Grünen), Thomas Feist (CDU) und Wolfgang Tiefensee (SPD) beteiligen sich an der Initiative der Arbeitsgemeinschaft Mahnwache und Stolpersteine des Vereins Friedenszentrum Leipzig. Die Stolpersteine - etwa in der Brandvorwerkstraße 46, 52 und 80, Hardenbergstraße 39 sowie Humboldtstraße 29 - sind Teil eines europaweiten Kunstprojekts des Kölners Gunter Demnig. Sein Motto: "Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist."

Text von Dominic Welters

Leipziger Volkszeitung, vom 07. 11. 2013

Weitere Informationen: Die Standorte der Leipziger Stolpersteine im Internet unter www.9ternovember.de .


Nachricht vom 07.11.2013
Autor: