Objekte der Begierde (odb) Buchkunst neu in der GSS

29.01.2018

Bildinhalt: Objekte der Begierde (odb) Buchkunst neu in der GSS | v.l.n.r.: Marianne Nagel, Anne Deuter, Silas Schmidt von Wymeringhausen
v.l.n.r.: Marianne Nagel, Anne Deuter, Silas Schmidt von Wymeringhausen
 

Atelier und Raum für Buchkunst

Anne Deuter, Marianne Nagel und Silas Schmidt von Wymeringhausen haben Anfang Januar in der Georg-Schwarz-Straße 11 ihre Arbeits- und Präsentationsräume für Buchkunst eingeweiht.

Hier fertigen sie ihre Werke an der Schnittstelle von Illustration, Wort, Text, Raum, Fläche und Objekt. Objekte der Begierde eben.

Buchkunst ist ein Begriff, der schwer zu beschreiben ist. Die drei jungen Buchkünstler verstehen das Buch wie ein Maler ein Bild. Größe, Farbe, Form und Material ihrer Arbeiten folgen dem Inhalt beziehungsweise dem Konzept. So entstehen Kunstwerke die an Bücher erinnern, nicht aber unbedingt ihre Form haben müssen, nicht unbedingt Text zum Lesen oder Seiten zum Umblättern haben.

Zur Buchkunst sind alle drei durch ein Studium an der Burg Giebichenstein Halle gekommen. Jede_r auf einem anderen Weg. Anne Deuter hatte vor dem Studium der Buchkunst bereits am Theater gearbeitet und Bildende Kunst studiert, Marianne Nagel ist ausgebildete Kunstpädagogin und Silas Schmidt von Wymeringhausen hat eine klassische Buchbinderausbildung gemacht.

Nach dem Studium folgten sie Marianne nach Leipzig, die hier bereits vor dem Studium gelebt hatte. Sie war es auch, die durch einen Aufruf am Schaufenster auf den freien Laden aufmerksam wurde. Der Laden gehört zu einem Haus, das eine Gruppe für den Eigenbedarf gekauft hat. Im Laden war viel zu tun. Seit April 2017 verbrachte das Buchkünstlertrio jede freie Minute mit dem Ausbau der Räume. Finanziell wurde der Ausbau auch durch den Verfügungsfonds für investive Projekte mit einer 50% Förderung unterstützt. Den Laden selbst auszubauen erforderte viel Kraft. Mit dem Blick zurück sagen sie: „Gut, dass wir vorher nicht wussten, wie viel Arbeit auf uns zukommt.“

Marianne, Anne und Silas haben jetzt einen langfristig bezahlbaren Raum um an ihren Projekten zu arbeiten, und da hat sich in der Bauphase viel angestaut. Seit Anfang Januar sind sie Mo-Fr. von 10-17 Uhr (oder nach Vereinbarung) im Laden und freuen sich über Interessierte, die sie für die Welt der Buchkunst begeistern können.

Die Buchmesse steht an. Dort werden sie bei den Künstlerbüchern in Halle 5 vertreten sein. Vermutlich ab April wird Silas Buchbindekurse im Laden geben.

Im großen Schaufenster sind momentan hauptsächlich seine Arbeiten vertreten. In Zukunft wollen sie mit Schaufenster und Galerie aber auch anderen Buchkünstlern eine Plattform zur Präsentation bieten, denn Galerien im deutschsprachigen Raum gibt es nur eine, in Wien. Dass sie so fern liegt verwundert, wo doch die Nähe der Hochschulen Burg Giebichenstein Halle und die Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, an denen man dieses Nischenfach studieren kann, vermuten lassen, dass sich im Umfeld auch entsprechende Künstler konzentrieren. Viele von ihnen arbeiten ohne Ladengeschäft.

Buchkünstler arbeiten, wie alle Künstler, hauptsächlich in eigenem Auftrag an ihren persönlichen Projekten. Als Buchkünstler haben die drei vom odb allerdings auch die Gelegenheit Künstlern zu helfen, die Kataloge gebunden haben wollen. Sie können Skizzenbücher, Kataloge, Kalender, Fotoalben oder andere Sonderwünsche umsetzten, Bücher reparieren und Diplomarbeiten binden. Marianne hat sich als Grafikdesignerin für Flyer, Visitenkarten und Kataloge herumgesprochen und Silas für kniffelige Buchbindeprojekte. Anne hatte in letzter Zeit Glück mit Stipendien und Preisen.


Nachricht vom 29.01.2018
Autor: S. Ruccius