Zwei Stolpersteine für Dora und Michael Kohs vor der Uhlandstr. 8 verlegt

01.10.2015

Bildinhalt: Zwei Stolpersteine für Dora und Michael Kohs vor der Uhlandstr. 8 verlegt |

 

Am heutigen 1. Oktober 2015 erinnerte der Kölner Künstler Gunter Demnig in Leipzig mit 26 neuen Stolpersteinen an Opfer des Nationalsozialismus. Zwei Stolpersteine für Dora und Michael Kohs wurden vor der Uhlandstraße 8 verlegt.

„Es war am 28. Oktober 1938, an einem Freitag, als ich schon 6 Uhr früh ein starkes Klopfen an meiner Tür vernahm. Ich öffnete die Tür und blickte auf zwei Polizisten, die mir mit Taschenlampen ins Gesicht leuchteten... Wir seien ausgewiesen. Unser Zug stehe schon bereit.“ Die Nachkriegsaufzeichnungen von Joseph Kohs lassen nur erahnen, wie unmenschlich das Naziregime gegen jüdische Mitbürger vorging. Aufgrund ihrer polnischen Staatsangehörigkeit gehörte die junge Familie Joseph Kohs‘ zu den Juden, die am 28. Oktober 1938 nach Beuthen deportiert und dann mit Waffengewalt über die Grenze gejagt wurden.

Die Familie verschlägt es mit den Eltern Kohs zu Verwandten nach Dabrowa bei Tarnow. Nach dem Massenmord an den Juden von Tarnow im Mai 1942 wurde in Dabrowa zwei Monate später ein Ghetto errichtet, das jedoch nicht lange existierte. Dort wurden Dora Kohs und ihr Sohn Michael ermordet. Joseph Kohs und sein fünfzehnjähriger Sohn Heini entgingen den Massakern und überlebten das Grauen in den Arbeitslagern Mielec und Wieliczka sowie im KZ Flossenbürg in Bayern. An ihrem letzten Wohnsitz, der Uhlandstraße 8, wurden heute zwei STOLPERSTEINE für Dora und Michael Kohs verlegt.

Kurz zuvor waren bereits die beiden ersten Steine in der Endersstraße 3 verlegt worden, wo einst Laura und Leon Kohs wohnten. Das Ehepaar gehörte ebenso zu der weitverzweigten und über hundert Verwandte zählenden Großfamilie Kohs-Fischel. Auch Laura und Leon Kohs wurden im Rahmen der sogenannten „Polenaktion“ gegen jüdische Mitbürger am 28.10.1938 nach Polen abgeschoben. Nach der deutschen Besetzung wurden sie dort ermordet. Ein gerade 90 Jahre alt gewordener Enkel der Kohs hat für die STOLPERSTEIN-Verlegung verschiedene Botschaften geschickt, die verlesen bzw. abgespielt wurden.

Weitere Bilder von der Verlegung auf der http://www.stolpersteine-leipzig.de/ .


Nachricht vom 01.10.2015
Autor: Roman Grabolle